Teil des Gartens

pp: Zimmer von Kiara Salvatore

Ich ließ mich unter einer Kastanie nieder und lehnte mich an ihren Stamm. Ein bein machte ich lang und das andere winkelte ich an. Chika legte sich unter das angewinkelte Bein und schmiegte sich an das andere. Ich schloss die Augen und genoss die Stille der Nacht. Ein kühler Wind wehte und auch das war sehr angenehm auf meiner Haut. Ich wusste nicht, was ich anderes machen sollte, also fing ich an, das Lied zu singen, welches mir gerade im Kopf rum geisterte. Plötzlich schreckte Chika hoch und auch ich konnte ein Geräusch hören. Deshalb öffnete ich die Augen und konnte sehen, wie eine Eule davon flog. Sie wollte sich wohl ihr essen besorgen. Nachdem Chika sich wieder beruhigt und hingelegt hatte, schloss auch ich wieder die Augen und entspannte mich.

Pp: Pausenhof


Ich sah mich um. Es gab ein paar Bäume und viele Blumen. Ich hielt an einem Rosenbusch und roch an einer Rose. Dann spazierte ich weiter. Ein paar Windstöße wehten mir durch's Haar. Ich setzte mich auf eine Bank und sah in den Nachthimmel. Ein paar Sterne funkelten dort oben. Ich sah wieder geradeaus. Unter einer Kastanie sah ich einen Umriss. Saß dort jemand? Nein, ganz sicher nicht. Ich schloss die Augen, öffnete sie kurz darauf jedoch wieder. Da saß ganz bestimmt jemand. Wer war das? Ich beobachtete die Person eine Weile. Unbeweglich saß sie da. Irgendwann wurde meine Neugier zu groß und ich ging zu dem Kastanienbaum. Ich hatte recht gehabt, dort saß in der tat jemand. "Guten Abend", sagte ich. "Kannst wohl auch nicht schlafen. Oder gehörtst du zur Nachtklasse?" Ich sprach einfach so jemanden an, dass war ja jetzt total untypisch für mich.

Eine Weile saß ich so da, ohne das etwas geschah. Dann hörte ich etwas weiter entfernt Schritte, dachte mir da aber nichts bei. Wieder verstrich ein bisschen Zeit als dann die Schritte näher kamen. Ich öffnete die Augen um die Person ansehen zu können, die nun vor mir stand. "Guten Abend."erwiderte ich den Gruß. "Ich gehöre zur Nachtklasse."beantwortete ich die Frage ehe ich meine stellte. "Ich schließe daraus, dass du zur Tagesklasse gehörst, liege ich da richtig? Setz dich doch." sagte ich ruhig. Ich fing nun an Chika zu streicheln. Das Tier schien von der langen Reise ganz müde zu sein, denn so fest schlief er sonst nicht. Dabei schaute ich dann hoch zum Himmel und betrachtete die Sterne.

"Danke", sagte ich und setzte mich nebem sie. Ein Mädchen also. "Ja, ich gehöre zur Tagesklasse", beantwortete ich ihre Frage. Wenn sie zur Nachtklasse gehörte hieß das schonmal dass wir nicht zusammen unterricht hatten. Ich lehnte mich gegen den Stamm und musterte das Mädchen. "Ich heiße Kijan. Ich bin ein Zauberer." Ich winkelte die Beine an und umschlang sie mit meinen Armen. Dann sah ich etwas unter dem Bein des Mädchens. "Was hast du denn da? Ist das ein Eichhörnchen? Gehört das dir?"

Der stellt aber viele Fragen dachte ich mir. "Mein Name ist Kiara Salvatore und ich bin ein Vampir." Ich hoffte nur, dass er nicht sofort davon laufen würde. Das taten die meisten für gewöhnlich, wenn sie erfuhren, dass ich ein Vampir bin. Warum auch immer, hatten die Leute dann Angst, als ob ich sie töten würde. "Ja, das ist ein Eichhörnchen. Sein Name ist Chika. Dass es mir gehört, kann man nicht wirklich sagen. Aber seit dem ich es vor dem Tod bewahrt habe, bleibt es immer bei mir. Ich beschütze ihn, so gut ich eben kann. Hast du ein Haustier oder ähnliches?" Das war das erste mal, dass ich mich mit jemandem so unverfroren unterhalte.

Ein Vampir also. Ich wunderte mich dass sie mich nicht bedroht hatte oder essen wollte. War wohl einer von der netten Sorte. Oder ich hatte Vampire ganz falsch eingeschätzt. Immerhin war Kiara der erste mit dem ich redete. Ein Eichhörnchen war als Haustier ganz schön außergewöhnlich. Ob ich Haustiere hatte wollte sie wissen."Nicht direkt...", erwiderte ich, "Mein Vater hat einem Reiterhof." Ich streckte meone Hand nach Chika aus. Ob sie sich streicheln lassen würde? Wie auch immer, Kiara war fie erste wildfremde Person der ich bereitwillig alles erzählte. Hatte sie irgendwelche magischen Kräfte die das bewirkten?

"Ich würde Chika erst mal schnuppern lassen. Er lässt sich nicht von jedem streicheln." Außerdem wusste ich nicht, wie der kleine darauf reagiert, wenn man ihn wach macht. Das musste ich bis jetzt nicht machen. Bei den Reisen konnte es ja überall bei mir schlafen. Einen Reiterhof hatten sie also. Wie es wohl ist in einer Familie aufzuwachsen? Traurig senkte ich den Blick zu Boden und streichelte dabei Chika weiter. Wieder einmal wurde ich daran erinnert, dass ich keinerlei Familie mehr hatte, die sich auch nur einen deut um mich scherte. Das war einfach nur frustrierend. Umso verwunderter war ich, dass ich ihm vertraute. Da ich das ja nie wirklich gelernt hatte.

Ich beschwörte einen schwachen Zauber mit dem ich überprüfte ob sie mich irgendwie verzaubert hatte, da ich sonst nicht mit Fremden redete. Der Zauber sackte in sich zusammen, also war ich nicht verzaubert. Ich zog meinen Hut aus und legte ihn ins Gras. Die Nacht war sehr warm, als ich Island verlassen hatte war es dort eiskalt. Ich beugte mich nach vorne und streckte meine Hand nach Chika aus um ihn daran Schnuppern zu lassen. Ich fand die Idee ein Eichhörnchen als Haustier zu haben ziemlich niedlich. Kiara wirkte traurig seit ich gesagt hatte dass ich bei meinem Vater lebte. Hatte sie keinen Vater? Oder hatte sie ihn nie kennengelernt? Oder gar getötet? Das konnte ich mir nicht vorstellen, sie wirkte so nett und liebenswürdig. "Ist alles in Ordnung?", erkundigte ich mich.

Ich hing immer noch meinen Gedanken nach, als er mich fragte, ob alles in Ordnung sei. Was sollte ich denn nun darauf antworten. Ich wollte ihn nicht mit meiner traurigen Vergangenheit belästigen. Ja, alles ok. sagte ich deshalb. Ich traute mich auch einfach nicht, ihm mein Herz zu öffnen. Wer weiß, was dabei rauskommen würde. Ich war noch nie so gesprächig, vor allem nicht mit Jungs. Denen gegenüber war ich schon immer zurückhaltend. Wenn man es nicht besser wüsste, dann könnte man sogar meinen, dass ich Jungs nicht ausstehen konnte. Dem war aber nicht so, ich war Jungs gegenüber einfach nur schüchtern. Mal gucken, ob sich das hier ändern würde.

Chika war wohl durch die andere Wärmequelle wach geworden, denn er hatte nun den Kopf gehoben. Er schnupperte an der Hand und nachdem er das beendet hatte, legte er seinen Kopf wieder nieder. "Ich denke mal, dass du ihn streicheln kannst. Wenn er jemanden nicht mag, dann zwickt er für gewöhnlich." Wenn Chika ihn an sich ran ließ, konnte Kijan nicht allzu schlecht sein.

Ich kraulte Chika zuerst hinter den Ohren und fuhr ihm dann über den Rücken. Ich hatte noch nie ein Eichhörnchen gestreichelt, bisher nur Pferde, Hunde und Katizen. "Er ist ganz weich", sagte ich, da ich sonst nicht wusste was ich sonst hätte sagen können. Sollte ich etwas über das Wetter sagen? Etwas über mein zu Hause? Etwas über mich? Sollte ich sie etwas fragen? Das wollte ich ehrlich gesagt nicht, es kam Kiara sonst vielleicht wie ein Verhör vor. Einfach so etwas sagen wollte ich auch nicht. Ich streichelte also weiter Chika. Irgendwann raffte ich mich zusammen und fragte: "Wo kommst du eigentlich her?" Das klang jetzt sehr nach Verhör. "Also, du musst es nicht sagen, nur wenn du willst...", meinte ich verlegen.

Ich schaute in den Himmel und wartete darauf, dass er etwas sagte. Ja, er geht regelmäßig mit mir Baden, weshalb das Fell so sauber ist. Dass er sich bei mir so wohl fühlt, trägt wohl auch dazu bei, dass das Fell so weich ist." Das ist schon komisch, dass Chika so zutraulich ist. Das ist er sonst auch nicht. Merkwürdig. Woran das wohl liegt? Ohne den Blick vom Himmel zu nehmen, bekam ich dann auch mit, dass er wissen wollte, woher ich kam. Ich überlegte eine Weile. Sollte ich es ihm sagen? Dann spürte ich, dass er verlegen wurde. Warum dass denn? "Ich komme aus Hamburg, und du? Warum bist du denn verlegen?" ohne groß darüber nachzudenken sprach ich die letzte Frage aus. Als mir das bewusste wurde, spürte ich, wie meine Wangen wärmer wurden. Dies sagte mir, dass ich nun leicht rot um die Nase war. Ich konnte nun nur hoffen, dass er es nicht sehen würde.

Warum ich verlegem wurde. Oh je, ich wurde etwas rot und sah weg. Aber sie verdiente eine Antwort. "Also...ich dachte das alles ähnelt sehr einem Verhör, ich wollte dich nicht nach allem ausfragen..." Ich nahm meine Hand von Chika und fasste etwas unbeholfen nach meinem Hut, um etwas in der Hand zu haben was ich fester drücken konnte. "Ich wohne in Island, geboren wurde ich in Dänemark", sagte ich auf Deutsch. Mein Deutsch war etwas wackelig, ich konnte etwas Übung gebrauchen. Außerdem würde es sie bestimmt freuen wenn ich in ihrer Muttersprache mit ihr redete.

Ich schaute immer noch in den Himmel, spürte aber den wärme Anstieg. "Ein verhör klingt für mich anders." Nachdem Chika nun von uns beiden nicht mehr gestreichelt wurde kletterte es auf meine Schulter. Es schien Hunger zu haben. Zum Glück hatte ich ein paar Nüsse mit genommen. Eine davon gab ich nun Chika. "Lass es dir schmecken mein Kleiner." Während ich dies sagte, schaute ich das kleine Tier an. Meine Röte war nun wieder weg. "Wenn man eine Person kennen lernen möchte, dann bleibt einem nichts anderes Übrig als Fragen zu stellen. Wenn man das nicht tut, dann kann der Gegenüber davon ausgehen, dass an ihm kein Interesse vorhanden ist."Mein Blick ruhte nun auf ihm. Ich war auf seine Reaktion gespannt.

Ich sah zur Seite. "Nun ja, ich habe bisher nicht mit vielen Leuten geredet, und wenn dann nur ein paar Wörter..." Nein, ein gesprächiger Mensch war ich wirklich nicht. "Mir waren immer alle egal, ich habe sie ignoriert, sie mich." Ich sah sie wieder an. "Du bist wirklich die einzigste, mit der ich mehr als nur einen Satz gewechselt habe..." Warum gestand ich ihr das alles? Das wollte sie doch bestimmt alles gar nicht wissen...Ich drehte meinen Hut in den Fingern. Ich hatte wieder keine Idee was ich sagen sollte, wollte aber auch nicht dass das Gespräch verebbte.

Ich dachte über das nach, was er gerade gesagt hatte. Nun fielen mir die Worte ein, die meine Mutter einst zu mir sagte und aus einem mir unergründlichen Grund sprach ich sie dann auch aus. "Wenn man kein Interesse an anderen Personen zeigt, dann kann man auch nicht die Person finden, mit der man Seelisch verwandt ist. Das sagte mal meine Mutter zu mir."In gewisser Weise hatte sie damit sogar recht. Nun schaute ich wieder zum Himmel. Wie ich auf die nächste Frage kam, wusste ich nicht. Aber dennoch sprach ich sie aus. "Was ist deine Lieblingsfarbe?"

Meine Lieblingsfarbe. Da musste ich nicht lange nachdenken und sagte prompt: "Dunkelrot." Ich sah auch in den Himmel. Ich entschied mich sie nicht nach ihrer zu fragen, ich hatte für heute schon genug über sie erfahren. Ich lehnte mich entspannt zurück, verschränkte die Arme hinter meinem Kopf und genoss die Stille der Nacht. Entfernt im Wald hörte ich verschiedene Tiere rufen. Ich schloss die Augen und schob meinen Hut darüber. So konnte meiner Meinung nach auch die Nächte in Island sein. Ich saß eine Weile neben Kiara und dachte nach. Morgen würde die wahrscheinlich die früh Schule anfangen. Dann würde ich meine neuen Mitschüler kennen lernen. Hoffentlich musste ich nicht vor die Klasse stehen und mich vorstellen. So etwas hasste ich. Die Waldgeräusche machten mich schläfrig. Ich sollte schlafen. Und schon musste ich gähnen. Ich schob meinen Hut zurück und rieb mir die Augen. Dann gähnte noch ein Mal. Ich sah zu Kiara. "Sieht wohl so aus als sollte ich ins Bett. Ich bin keiner der lange wach bleibt. Tagesschüler halt", ich lächelte sie an. Machte ich sonst nie. "Also, bis dann mal." Ich stand auf und entfernte mich ein paar Schritte von Kiara.

Dunkelrot also. Ich überlegte kurz. Dann herrschte eine Stille zwischen uns, die ich nicht als unangenehm fand. Im gegenteil. Es war recht angenehm. Als er mir sagte, dass er wohl ins Bett sollte sah ich ihn an. Er lächelte mich an und ich erwiderte dieses. "Schlaf gut und träum was schönes." sagte ich immer noch lächelnd. Dann wartete ich, ob noch etwas kommen würde. So schaute ich ihn einfach nur an, während ich Chika noch eine Nuss gab. Dieser verpuste sie auch gleich und wollte dann von mir gestreichelt werden. Dies verweigerte ich ihm natürlich nicht.

Ich drehte mich noch ein mal um. "Danke." Ich sah ihr noch kurz dabei zu wie sie Chika streichelte. Doch bevor ich hier noch schlafen umfiel wandte ich mich ab und lief zwischen den Rosen zurück. Irgendwie hatte mir das Gespräch mit ihr gefallen. Sie war so nett zu mir gewesen. Ich hatte mir Vampire immer als blutsautende Monster vorgestellt. Hatte mich wohl geirrt. Dumm dass wir nicht zusammen in einer Klasse waren. Hoffentlich waren meine Mitschüler auch so nett. Was gab es wohl für Tagesschüler hier? Zauberer auf jeden Fall, und sonst...Elfen? Ich ließ das Nachdenken sein, das würde ich ja dann alles sehen. Müde tappte ich zwischen den Rosen hindurch und gähnte noch einmal herzhaft. Ich freute mich auf mein schön weiches Bett...

tpc: Pausenhof

Ich saß noch eine Weile da und während ich überlegte, was ich nun machen könnte, streichelte ich Chika weiter, der sich inzwischen auf mein Bein gelegt hatte und wieder schlief. Da ich allerdings kein bisschen Müde war, blieb ich einfach noch eine Weile sitzen und schaute in den Sternenklaren Himmel, an dem nicht mal ansatzweise eine Spur einer Wolke vorhanden war. Vielleicht sollte ich die Zeit mit Trainieren totschlagen. Die Räume könnte ich ja jederzeit betreten. Ich habe ja schon die Schlüssel von dem Direktor bekommen. Macht er das eigentlich immer so schnell. Schulter zuckend entschied ich mich, dass das weiter darüber nachgrübeln keinen Sinn hatte. Eine Antwort würde ich ja doch nicht bekommen. Ich entschloss mich dann doch dazu, dass ich erstmal noch den kühlen Nachtwind genießen sollte.

pp: Nemo und Kijans Zimmer

Nemo stand drausen und lief ein bisschen herum. Der Schulgarten war ziemlich groß und im Mondschein konnte er Rosenbüsche und andere Blumenarten, dessen Namen er vergessen hatte, erkennen. Er seuftzte und lies sich auf einer Bank nieder. Langweile würde ihn wirklich noch umbringen. Sind denn alle etwa schon schlafen oder noch nicht hier eingetroffen? Die Hälfte hier sind doch Nachtschüler, sie müssen doch jetzt um die Uhrzeit wach sein. Nemo nahm eines seiner Ringe hervor und lies es leuchtend in der Luft drehen, so dass es aussah wie ein Miniaturmodell eines UFOs.